AUF EIN WORT
Ihr Lieben,
habt ihr als Kind auch manchmal mit der Hand einen Schmetterling gefangen? So einen vielleicht wie auf unserem Titelbild? – Ganz vorsichtig geht das, ohne den Schmetterling zu verletzen: mit beiden Händen einen Hohlraum formen und dann über den Schmetterling legen und schließen.
Als Erwachsener mache ich das nicht mehr. Aus Sorge, dem Tier zu schaden. Gut war es aber doch, dass ich schon als Kind spüren konnte, wie leicht, zart, verletzlich dieses kleine Wesen ist. Und was für ein zärtliches Gefühl: die kleinen Flügel in den Handflächen! Beim Öffnen der Hände blieb der Falter noch einen Augenblich sitzen. Dann flog er wieder los. Hoch in den blauen Himmel!
Fasziniert und ein wenig neidisch, konnte ich dem Flattern noch eine Weile nachsehen, bevor er sich einen anderen Landeplatz suchte und den Schreck mit einem Schluck Nektar aus einer Blüte vergessen konnte.
Der Schmetterling könnte ein Zeichen für die Zerbrechlichkeit allen Lebens sein. Immer seltener werden diese Tierchen. Immer weniger Arten erfreuen uns. Jede Schmetterlingsart hat ihre spezifischen Pflanzen, an denen sie ihre Eier ablegt, damit die Raupen nach dem Schlüpfen Nahrung haben. Inzwischen fehlen für manche Arten die passenden Wildpflanzen.
Am Schmetterling wird auch das Leben als Wunder Gottes sichtbar. Da entwickelt sich dieser leichte Geselle mit seinen Flugkünsten aus einer gefräßigen, kriechenden Raupe. Vor ihrem Schmetterlingsleben spinnt die Raupe sich in einen Kokon ein, in dem sie eine bestimmte Zeit äußerlich bewegungslos und scheinbar leblos verbringt. Im Inneren jedoch vollzieht sich die Umwandlung von der Raupe zum Schmetterling.
So kann der Schmetterling ein Zeichen der Auferstehung und der Hoffnung sein. Was tot schien, ersteht zu neuem Leben. Jesus wurde im Grab von Karfreitag bis Ostern zum Auferstandenen und fuhr In den Himmel. Dort lebt er und möchte die Welt im Geiste der Hoffnung und Auferstehung vor lieblosen Menschen schützen: vor ihrer Gewalt, ihrer Selbstbezogenheit, ihrem Hochmut, ihrer Entfremdung vom Wunder des Lebens.
Lasst uns zu Ostern zum Zeichen werden, dafür, dass wir im Kleinen wie im Großen das Leben schützen wollen und können. Möge Gott uns dazu Kraft, Verstand, Herz, Seele und vor allem seinen Heiligen Geist geben!
Amen
Euer Pastor Michael Galle